Mittwoch, 13. April 2016

10 Fragen an Sylvia Stifter


Als Nächstes stellen wir Ihnen heute unsere Expertin Sylvia Stifter vor, die ebenso wie Walter Hackl über langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit kompetenzkreis verfügt.

1)    Wofür sind Sie Experte/Expertin?
Ich bin Expertin für Einzelcoaching und Supervision, weil ich nicht nur auf den einzelnen Menschen schaue, sondern auch die Systeme beachte, in denen sich der Mensch bewegt.Sehr gut bin ich darin, Fragen zu stellen, die meine KlientInnen auch einmal etwas verwirren können, die aber meist einen vollkommen neuen Blickwinkel und neue Perspektiven ermöglichen. In der Arbeit mit Teams sehe ich mich als Expertin für Gruppendynamik und genieße es, die positive, aber auch die negative Energie der Gruppe zu nutzen. Deshalb ist die Konfliktbearbeitung eines meiner Spezialgebiete. Außerdem werde ich sehr oft für Kommunikationstrainings angefragt, in denen sich die Teilnehmenden mit Funktionsweisen und Stolpersteine der Kommunikation auseinandersetzen.

2)    Welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich komme ursprünglich aus der Gastronomie, wo ich gelernt habe mit Menschen aller Art zu kommunizieren. Anschließend war ich lange in der Veranstaltungsorganisation und Projektleitung tätig und habe parallel dazu eine Trainer-, Mediations- und Supervisionsausbildung absolviert. Ich bin zudem Lebens- und Sozialberaterin und habe zuletzt jeweils den Master in Organisationsberatung und Social Counseling gemacht.

3)    Warum haben Sie sich für diese Laufbahn entschieden?

Ich mag Lebensgeschichten und bringe eine gesunde Portion Neugierde mit. Gleichzeitig liebe ich es zu lernen und bin sehr gerne selbstständig. Deshalb fiel meine Entscheidung auf mein jetziges Tätigkeitsfeld, in dem ich quasi das „Neugierig sein“ zu meinem Beruf gemacht habe und endlose Lernmöglichkeiten sehe.

4)    Wenn Sie sich noch einmal entscheiden könnten, welchen Weg würden Sie einschlagen?

Ich glaube, dass ich genau das Gleiche wieder machen würde bzw. noch mehr mit Jugendlichen arbeiten würde, wie zu Beginn meiner Trainerin-Tätigkeit. Wenn ich aber wirklich etwas anderes gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich ins Ausland gegangen. Ich könnte mir auch vorstellen, ein Hotel zu managen, sei es im Ausland oder in den Tiroler Bergen. Das wäre eine Alternative für mich.

5)    Was unterscheidet Sie von anderen ExpertInnen in Ihrem Bereich?
Ich würde sagen, dass ich sehr humorvoll bin und immer einen „Schmäh“ einbringen kann. Besonders in der Arbeit mit Teams sollte es meiner Meinung nach neben aller Ernsthaftigkeit auch lustig sein, weil die Atmosphäre dann viel lockerer und entspannter ist. Außerdem kann ich mit einer sehr großen Bandbreite an Menschen gut arbeiten, egal welcher Hierarchiestufe und unabhängig vom Geschlecht. Eine Lebensgeschichte ist eine Lebensgeschichte – da ist es vollkommen egal, woher die Leute kommen und was sie bis jetzt gemacht haben. Und ich glaube, dass ich sehr mutig bin: Ich scheue mich vor keiner Konfliktsituation und traue mir die Konfliktlösungen selbst bei arg zerstrittenen Teams zu.

6)    Welchen Ansatz verfolgen Sie in Ihrem Tun?
Meine Basis bildet das NLP, die Kurzzeittherapie und die ressourcenorientierte Richtung. Dann kam vom theoretischen Aufbau der systemische Ansatz dazu, den ich auch komplett vertrete. Beim Coaching bin ich oft begleitend tätig, arbeite aber auch sehr gerne kurzzeit- und lösungsorientiert.

7)    Welche Werte sind Ihnen bei Ihrer Tätigkeit besonders wichtig?
Mir sind Vertrauen und Offenheit sehr wichtig. Außerdem lege ich Wert auf Humor, Gelassenheit und auf ein Miteinander. Damit meine ich, dass ich eine Verbindung zur Person oder zur Gruppe aufbauen muss, bevor ich Inhalte bearbeite und in die Tiefe gehe. Seit einigen Jahren ist mir aber auch Bewegung immer wichtiger geworden. Ich baue regelmäßig Körperübungen in meine Tätigkeit ein, was bei den Teilnehmenden anfangs Irritationen auslösen kann. Hinterher sind die Meisten aber durchaus angetan davon.

8)    Mit welchen Methoden arbeiten Sie am liebsten?
Ich stelle sehr gerne Fragen, sowohl im Zweier-Setting als auch in Gruppenkonstellationen. Dann arbeite ich auch oft mit Flipcharts, um das Geschehen zu visualisieren und zu dokumentieren. Es kommt bei den Teilnehmenden gut an, wenn sie ihre Meldungen visuell vor Augen haben. Ansonsten bin ich ein Fan von kurzen und einfachen Übungen, die ich nutze, um langwierige Diskussionen zu vermeiden und sofort ins Thema einsteigen zu können. Ich biete zwar immer wieder Theorie-Inputs, konzentriere mich aber lieber auf die Praxis und – wie schon erwähnt – wird mir die Bewegung immer wichtiger, weil ich glaube, dass wir ohnehin viel zu kopfbetont sind.

9)    Mit welchen Zielgruppen arbeiten Sie besonders gerne zusammen?
Ich arbeite im Grunde mit allen Menschen gerne zusammen und bin nicht auf eine bestimmte Zielgruppe spezialisiert. Die Tätigkeit mit Jugendlichen macht mir besonders Spaß, und ich kann mir gut vorstellen, zukünftig mehr mit dieser Zielgruppe zu arbeiten.

10)    Was verstehen Sie unter Organisationsentwicklung?
Gelungene Organisationsentwicklung ist für mich, den Blick auf die Arbeitsaufgabe und auf die MitarbeiterInnen zu lenken und eine gute Lösung für alle zu finden.Ich denke, dass sich eine Organisation ständig entwickelt, was meist aber sehr unkontrolliert und zufällig geschieht. Bei einer kleinen Firma gelingt es noch, den Überblick über die Entwicklung zu behalten, bei wachsenden Unternehmen braucht es eine Struktur, die entwickelt werden sollte. Bei großen Unternehmen halte ich es für wichtig, dass nicht die gesamte Firma auf einmal umgewälzt wird, sondern dass mit den einzelnen Teams und Abteillungen separat an der Veränderung gearbeitet wird und dieser Prozess dann multipliziert wird. Leider passieren in großen Unternehmen oft sehr große Organisationsentwicklungsprozesse, die vor allem für die MitarbeiterInnen sehr schwer zu meistern sind. Wenn z.B. nur große MitarbeiterInnenbefragungen durchgeführt, die Ergebnisse hinterher aber nicht verwertet werden, kann diese Vorgangsweise bei MitarbeiterInnen sehr oft zu Frustration führen. Mit dem kompetenzkreis machen wir Organisationsentwicklung oft in kleinerem Rahmen, gehen in die Abteilungen und weiten Veränderungsprozesse von hier auf das restliche Unternehmen aus, beschreiten also den umgekehrten Weg. Der Vorteil dabei ist, dass die MitarbeiterInnen viel besser miteinbezogen werden.