Mittwoch, 9. Dezember 2015

10 Fragen an Nadja Schefzig




Nadja Schefzig ist gemeinsam mit Rotija Dumpelnik Geschäftsführerin von kompetenzkreis. Mit ihr starten wir eine Vorstellungsrunde der ExpertInnen, die für den kompetenzkreis in den Bereichen Organisationsentwicklung, Konfliktregelung und Diversity Management tätig sind.
 

Im persönlichen Gespräch hat uns Nadja Schefzig folgende Fragen beantwortet:

1) Wofür sind Sie Experte/Expertin? 

Für Prozessbegleitung, für Diversity Management und für interne und externe Kommunikation. Mit interner Kommunikation meine ich Dinge, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit Kommunikation verbunden werden wie z.B. Kundenorientierung oder Konfliktprävention, beides hat sehr viel mit Kommunikation zu tun.

2) Welchen Hintergrund bringen Sie mit? 

Ich habe Wirtschaft und Philosophie studiert, großteils als Werkstudentin. Meine berufliche Laufbahn habe ich in einer Styroporfabrik begonnen, sehr lange verfolgt und dort im Team der Geschäftsführung an sehr vielen verschiedenen Ecken und Enden (im Kontakt mit Kunden und Kundinnen, im Fuhrpark…) gearbeitet. Anschließend habe ich im Kulturbereich und Sozialbereich gearbeitet, immer im Zusammenhang mit Projekten, die auf Bildung und Organisationsentwicklung ausgerichtet waren.

3) Warum haben Sie sich für die Laufbahn als Experte/Expertin entschieden? 

In meiner letzten Anstellung habe ich sehr viele Bälle in der Luft gehabt. Ich war als Diversity Managerin eingestellt, habe auch Trainings und Workshops durchgeführt, habe Teile der PR übernommen, einen großen Ball organisiert, ein EU-Projekt konzipiert und u.a. Unternehmensberatung gemacht. Da habe ich gemerkt, dass diese unterschiedlichen Tätigkeiten abwechslungsreich sind und zusammenhängen, dass ich aber fokussieren möchte. Also habe ich meinen Fokus auf die Beratung und Begleitung von Unternehmen gerichtet. Hier liegt mein größtes Interesse und Talent. Außerdem lassen sich die Kompetenzen und Erfahrungen aus den verschiedenen Tätigkeitsfeldern hier besonders gut bündeln. Besonders die Arbeit mit Unternehmen, die übergeordnete Ziele wie zB. eine Veränderung der Organisationskultur in Richtung größerer Selbstverantwortung und Partizipation sowie in Richtung konstruktive Nutzung der vorhandenen Vielfalt verfolgen, finde ich spannend. Was mich daran fasziniert ist, dass Dinge, die zunächst vollkommen unvorstellbar erscheinen, nach 2-3 Jahren trotz ursprünglichen Widerstandes plötzlich selbstverständlich werden können. Dafür braucht es die richtigen Schritte und Maßnahmen.

4) Wenn Sie sich noch einmal entscheiden könnten und nicht Organisationsberaterin wären, welchen Weg würden Sie sonst einschlagen? 

Mir macht schon sehr viel Spaß, was ich mache. Ich habe viele Interessen und Talente und habe das Gefühl, dass ich diese in den verschiedenen Rollen, die mit meiner Tätigkeit – als Beraterin, als Trainerin, als Moderatorin, als Projektleiterin und nicht zuletzt in der Geschäftsführung von kompetenzkreis sehr gut verbinden kann, aber… Ich schreibe sehr gerne und würde vielleicht – wenn einmal Zeit bleibt - mehr publizieren wollen.

5) Was unterscheidet Sie von anderen ExpertInnen in Ihrem Bereich? 

Ich denke, wir vom kompetenzkreis arbeiten mit unseren Kunden und Kundinnen an ihren tiefer liegenden, nachhaltigen Zielen. Wir geben uns nicht einfach mit einem Training zufrieden, sondern die Weiterentwicklung von Haltungen, Einstellungen und Organisationskulturen interessiert uns. Wir verbinden Organisationsentwicklung, Personalentwicklung und Diversity Management in hoher Qualität. Das ist mir in meiner persönlichen Arbeit wichtig und das macht auch unser Unternehmen aus.

6) Welchen Ansatz verfolgen Sie in Ihrem Tun? 

Ich verfolge einen systemtheoretischen Ansatz. Als „Instrument“ ist die gewaltfreie Kommunikation für mich sehr wichtig. Ich bin aber auch ziemlich eklektizistisch. Ich würde sagen, ich verbinde gerne Hardcore-Theorie und sehr pragmatisch-praktische Zugängen.

7) Welche Werte sind Ihnen bei Ihrer Tätigkeit besonders wichtig?
 

Da fällt mir zunächst der Kategorische Imperativ von Kant ein. Im Volksmund ungefähr: „Behandle die anderen so, wie Du selbst behandelt werden willst“. Er betont aber auch die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung, was mir besonders wichtig ist. Autonomie und die Unterstützung von Autonomie sind zentrale Aspekte meiner Arbeit. Außerdem sind Inklusion, Kooperation und Partizipation prägende Werte für mich, was sich in meiner Arbeit stark wiederfindet. Diese Werte sind nicht nur gut für unser Wohlbefinden, sondern – klug umgesetzt – unterstützen sie strategisch gesehen die Effizienz und Ökonomie in Betrieben und Organisationen.

8) Mit welchen Methoden arbeiten Sie am liebsten? 

Ich arbeite gerne mit partizipativen und kreativen, erlebnisorientierten Methoden, habe aber nichts gegen einen Frontalvortrag einzuwenden, wenn er gut eingebettet ist. Ich bereite mich immer sehr intensiv und strukturiert vor, das gibt mir die Freiheit, mich dann konsequent am Hier-und-Jetzt und an den aktuellen Bedürfnissen in meinen Trainings und Schulungen zu orientieren. Das bedeutet manchmal, Programmpunkte umzustoßen, wenn im Moment etwas anderes gebraucht wird. Meine Gruppen sehe ich wie Veranstaltungen. Es geht darum, mit dem Kopf der Zielgruppe zu denken, mit ihrem Herzen zu fühlen und so einen passenden Methoden-Mix zu wählen, der für die Gruppe, aber auch für mich stimmig ist.

9) Mit welchen Zielgruppen arbeiten Sie besonders gerne zusammen? 

Prinzipiell gibt es keine Gruppe, die ich grundsätzlich ausschließen und mir nicht vorstellen kann. Besonders gerne arbeite ich mit Menschen, bei denen es notwendigen und wichtigen Entwicklungsbedarf gibt und bei denen ich die Bereitschaft wecken kann, einen neuen Weg einzuschlagen und auf ein Ziel zuzugehen. Da macht es keinen Unterschied, welcher Hierarchiestufe die Zielgruppe angehört. Ich arbeite mit Führungskräften bis hin zum operativen Personal und sehr gerne mit Teams, die ich im Rahmen von Klausuren bei strategischen Entwicklungen begleiten kann.

10) Was verstehen Sie unter Organisationsentwicklung?
Wer von Organisationsentwicklung spricht, muss sich ja auch überlegen, WOHIN soll sich die Organisation entwickeln soll. Diese Ziele entwickeln wir gemeinsam mit Organisationen und erachten es als wichtig, die verschiedenen Hierarchie- und Funktionsebenen einzubeziehen.

Mir geht es insbesondere darum, ein Klima der Kooperation aufzubauen. Organisationen, die sich auf Vertrauen und Kooperation stützen können, sind in der Regel effizienter als solche, die ein Klima der Angst, der Kontrolle und der Konkurrenz aufgebaut haben. Das ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern auch der Ökonomie: denn Kontrollausübung ist sehr aufwendig und von beschränkter Reichweite und Qualität. Es braucht also andere Formen der Zusammenarbeit, die zeitgemäß – d.h. wertschätzend, motivierend UND effizient - sind.